Zum Inhalt springen
02.10.2023

Rückblick auf die Sebalduswallfahrt 2023

Rückschau Sebalduswallfahrt 2023: Beten für verfolgte Christen weltweit

Die Kraft des Gebetes nicht unterschätzen

Gut 100 Menschen beteiligten sich in diesem Jahr an der traditionellen Sebalduswallfahrt, die alljährlich die Situation der verfolgten Christen weltweit in den Blick nimmt. Nach dem Auftakt in der Kirche Heiligste Dreifaltigkeit in Langwasser marschierten die Pilger zur Rundkapelle in Altenfurt und weiter nach Moorenbrunn. Immer wieder betonten Menschen dabei die Kraft des Gebetes. Die Ansprache beim Schlussgottesdienst in der Kirche Mutter zum Guten Rat hielt Mutter Mechthild Thürmer, Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Maria Frieden, Kirchschletten.

360 Millionen verfolgte Christen
Laut dem überkonfessionellen Hilfswerk Open Doors sind 2023 mehr als 360 Millionen Christen wegen ihres Glaubens intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt, besonders extrem in den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex. Was kann da eine Wallfahrt bewirken, fragt Domvikar Andreas Müller bei der Statio an der Rundkapelle Altenfurt. Es gehe nicht nur darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen, so der 1. Vorsitzende des Vereins „Solidarität mit Verfolgten Christen Nürnberg“. Es sei wichtig zu beten: „Gebet hat Kraft“. Was Mikhael Mitri, katholischer Christ in Nürnberg mit libanesischen Wurzeln, eindrucksvoll unterstreicht. Er zitiert Bibelstellen und Psalmverse, legt dar, dass Gott den, der Hilfe sucht, höre und Vertrauen niemals enttäusche. Gott habe ein offenes Ohr für Gerechte, so Mitri, auch heute und nicht nur für Ausländer und Geflüchtete, sondern ebenso für alle, die hier leben. Empfiehlt, sich erst zu besinnen, was bei einem selbst nicht in Ordnung sei, und dann zu beten – für sich und für alle in Not.

Bei einem Wegkreuz betet die Pilgergruppe für die armenischen Christen in Bergkarabach, sie befänden sich in auswegloser Situation, sagt Tobias Eichinger, äußert die Befürchtung, dass eine alte christliche Kultur ausgelöscht werden könnte. „Unterschätzen wir die Macht des Gebetes nicht“, so der Religionslehrer, der als Solidaritätszeichen die Fahne von Bergkarabach bei der Wallfahrt mitträgt.

Beim Schlussgottesdienst gedenkt die Pilgergemeinschaft beispielhaft der verfolgten Christen in Iran, Nicaragua, Nigeria, Indien und Pakistan. Spontanen Applaus bekommt Mazlum Dogan, katholischer Christ kurdischer Herkunft für seine freimütig erzählte persönliche Lebens- und Glaubensgeschichte. Darin wird deutlich, wie Menschen, die in einem islamischen Land, hier der Türkei, zum christlichen Glauben finden, stigmatisiert, abgelehnt und schließlich offen angefeindet werden. Markus, wie er sich seit seiner Taufe im Juli nennt, dankt den Menschen, die denen eine Stimme geben, die im radikalen Islam versuchen, ihren Glauben zu leben. Die Angst liege wie ein Schatten über ihnen. 

Wir müssen christlicher werden!
Mutter Mechthild Thürmer, Äbtissin aus Kirchschletten grüßt bei ihrer Ansprache explicit die Kinder. Kinder hätten ein natürliches Gespür für das, was ein Mitmensch brauche und wollten helfen, betont die Ordensfrau und zitiert das Jesuwort „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…“. Sie beanstandet, dass Erwachsene zuerst Ausreden fänden für unterlassene Hilfeleistung, was dann in Gleichgültigkeit münde. Wenn man sich um Andere kümmere, bringe das auch positive Veränderung für sich selbst; Genugtuung, geholfen zu haben, führe zu größerem Vertrauen den Mitmenschen gegenüber. Sie selbst hat irakischen Geflüchteten Kirchenasyl gewährt. Deren Not habe sie erbarmt und dadurch hätten sich Menschen gefunden, die ihrerseits Unterstützung geleistet haben. Die Schwester erhielt eine Strafanzeige, ihr Fall wurde bundesweit bekannt. Gefreut hat sie sich über positive Zuschriften aus der Bevölkerung. Es gebe auch heute viele gute Menschen, sagt sie überzeugt, doch seien diese leise. Sie ruft zum Gebet auf für die Christen, die in vielen Ländern Verfolgung erleiden, aber ebenso für Menschen, die hierzulande verfolgt, gedemütigt und diskriminiert werden. „Beten wir für unser Land. Wir müssen christlicher werden“, sagt Mutter Mechthild und zählt auf – Ausländer, Behinderte, Kinder – „Sie müssen mehr Liebe erfahren!“ Damit das Miteinander nicht kippe, gelte es Regeln zu beachten, Sorge zu tragen, dass niemand zu Schaden komme. Mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl meint sie „Wehret den Anfängen! Achtet mehr aufeinander!“ – das wäre das beste Programm für die politischen Parteien. Die Anwesenden fordert sie auf, zur Wahl zu gehen und zu beten dass der Friede in unserem Land gesichert sein möge.

Kerze wandert durch Pfarreien
Vor dem Altar stehen zwei Kreuze, die bei der Wallfahrt mitgetragen wurden – eines sei Symbol für die Kreuze, die viele Menschen tragen müssten, erläutert Andreas Müller. Stadtdekan Andreas Lurz segnet und entzündet eine Kerze mit der Aufschrift „Solidarität und Gebet für verfolgte Christen“. Sie werde künftig durch die Pfarrgemeinden wandern und an Solidarität mit den bedrängten Glaubensgeschwistern erinnern, so Müller.

Er weist darauf hin, dass ab 9. Oktober jeweils am 2. Montag eines Monats um 18.30 Uhr in St. Anton eine Hl. Messe für verfolgte Christen stattfinden wird.

Kontakt Verein: „Solidarität mit verfolgten Christen Nürnberg e.V.“,
c/o Andreas Müller, Wilhelm-Beyer-Weg 9, 90429 Nürnberg

Text und Bilder Ulrike Pilz-Dertwinkel